Die Sieben der Schwerter/ Die Zwei der Münzen (18. Teil)

Marco meldete sich nicht mehr. Die Wochen zogen nur so an Lizzy vorbei, ohne dass etwas Nennenswertes passierte. Sie war in der elliptischen Blase gefangen, die nicht platzen wollte.

Obwohl sie gesagt hatte, er solle gehen und sie in Ruhe lassen, war in ihr die leise Hoffnung, die ihr zuflüsterte, er würde zu ihr zurückkommen. Doch es blieb nur ihre geheime Wunschvorstellung.

Es war ein Montagmorgen, über drei Wochen waren bereits seit jenem Tag vergangen, als sie ihm auf der Straße begegnete. Er lief direkt an ihr vorbei, doch sein Blick war auf den Boden gerichtet, während sie ihn anschaute. Wortlos gingen sie aneinander vorbei.

Als sie anschließend versuchte das Café aufzuschließen, zitterten ihre Hände so sehr, dass sie drei Anläufe brauchte bis der Schlüssel im Schloss steckte. Das Café war leer. Nur Tammy und Olaf spielten miteinander rum. Lizzy zwang sich zu einem Lächeln, doch es fühlte sich auf ihren Lippen falsch an.

Gina nahm ihr den Großteil der Arbeit ab, da Lizzy kaum einen klaren Gedanken fassen konnte.

Am Mittag trat Patty in den Laden. Sie sah wie verwirrt Lizzy an der Theke stand.

„Setz dich zu mir, Kleines“, sagte Patty, während sie auf einem gemütlichen Sessel Platz nahm. Lizzy musste lächeln.

„Also als Kleines würde ich mich wirklich nicht bezeichnen“, kommentierte Lizzy. Dann setzte sie sich auf den Sessel neben ihr.

„Du hast ihn gesehen, stimmts?“, fragte Patty wohlwissend. Lizzy nickte.

„Und wie fühlst du dich?“, fragte sie weiter.

„Wie die untergegangene Titanic“, griff Lizzy Ginas Metaphorik wieder auf. Patty musste lachen.

„Das hört sich ja sehr dramatisch an.“ Lizzy schaute sie fragend an.

„Was möchtest du?“, fragte Patty sie.

„Ihn“, gab Lizzy zu.

„Nein, ich meine, was möchtest du vom Leben?“ Lizzy dachte nach.

„Worauf möchtest du hinaus?“, fragte Lizzy.

„Darauf, was DU wirklich willst. Ich kenne dich nun schon länger, aber du wirkst nie wirklich glücklich. Versteh mich nicht falsch. Du wirkst auch nicht unglücklich. Aber ich sehe dir an, dass du deine Flamme, die dich brennen lässt, noch nicht gefunden hast. Und mit Flamme meine ich keinen Mann.“ Ein eingehendes Schweigen herrschte zwischen ihnen. Lizzy holte tief Luft.

„Als Kind wollte ich immer Musicaldarstellerin werden. Ich weiß noch, wie ich mich an meinen achten Geburtstag als die gute Fee aus Cinderella verkleidet und dieses Lied dazu gesungen habe.“

„Bibbidi-bobbidi-boo“, sang Patty drauf los. Ein nostalgisches Lächeln breitete sich auf Lizzys Mundwinkel aus, während ihr wieder die Haarsträhne ins Gesicht fiel.

„Genau. Meine ganze Familie hat mir dabei zugesehen. Dies war das erste Mal, wo ich wirklich gebrannt habe. Ich habe mir vorgestellt auf einer Bühne zu stehen und der Welt mein Lied zu singen, während ich umhertanze. Es war dämlich.“

„Das ist überhaupt nicht dämlich! Du solltest es machen“, widersprach ihr Patty.

„Es war nur eine Kindheitsfantasie.“

„War es das?“ Patty nippte langsam an ihren entkoffeinierten Kaffee, während Lizzy gedankenverloren aus dem Fenster starrte.

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