Die Existenz einer Reise

Es ist 6 Uhr morgens in Los Angeles. Ich fahre mit der Bahn nach Hause. Es ist die Bahn von Köln bis nach Weiden. Den Blick aus dem Fenster gerichtet, sehe ich die Tropfen länglich dagegen schlagen. Es ist 28 Grad auf den Seychellen. Der Bahnfahrer sagt eine Verzögerung aufgrund eines vorausfahrenden Zuges durch. Der Zug steht bereits einige Minuten. In San Francisco würde man in weniger als 1 Stunde den Sonnenaufgang beobachten können. Der Zug setzt sich langsam wieder in Bewegung. Die Fahrt geht weiter. In Australien kann man tagsüber mit Delfinen schwimmen. Die Bahn hielt wieder und wieder. In Bali kann man gerade den Sternenhimmel betrachten. Das laute Rumoren der Gleise ließ die Durchsage der nächsten Bahnhaltestelle untergehen. Man würde bald das Wrack der Titanic besuchen können. Der Zug blieb stehen, das Drücken des Knopfes, das Öffnen der Türen und der anschließende Ausstieg. Die tägliche Reise konkurriert mit der eigenen Gedankenreise. Fantasiereisen. Die große, weite Welt scheint von hier aus so unerreichbar wie Narnia. Dabei existiert sie parallel zu der eigenen Alltagswelt. Und mit etwas Mut würde ich eines Tages in der prahlen Mittagssonnen die glänzenden Iguazú-Wasserfälle in Brasilien sehen.

© thewomanandonly