Iron Man

Der erfolgreiche Waffenmogul Toni Stark steht am Anfang des Films mit seinem Unternehmen Stark Industries im Fokus. Toni Stark wird als „amerikanischer Patriot“ bezeichnet, was durchaus als eine Analogie zu Captain America zu verstehen ist.

Toni Stark wird anfangs als Held dargestellt, da er im Namen seiner Firma für den amerikanischen Staat Waffen herstellt. Hier kommt vor allem der Patriotismus zum Vorschein. Dies wirft die Frage auf, ob es gerechtfertigt ist zu töten, wenn dies unter dem Namen einer Nation stattfindet. Das Töten von Einzelpersonen wird im Regelfall bestraft, u.a. durch Freiheitsentzug. Das Töten im Krieg gilt hingegen als ehrenhaft und die Abzeichen der sogenannten „Kriegshelden“ zeigen diese Form der Ehrung. Doch kann der Patriotismus nicht auch als Legitimation zu Töten verstanden werden? Ist es wirklich richtig zu töten nur weil man auf der anderen Seite steht?

Im Film werden beide Seiten beleuchtete. Toni Stark wird am Anfang von den Amerikanern als Held bezeichnet, weil er für sie Waffen produziert und dies durch die Friedenssicherung begründet. Als Toni Stark von den Terroristen in Afghanistan geschnappt wird, bezeichnen diese ihn als den „berühmtesten Massenmörder in der Geschichte Amerikas“. Es zeigt wie unterschiedlich die jeweiligen Kriegsparteien den Menschen Toni Stark wahrnehmen.

Als Argument, warum Toni Stark ein Held sei wird die Begründung genannt, dass seine Waffen den Frieden sichern. Doch können Waffen wirklich Frieden sichern? Wie würde eine Welt ohne eine einzige Waffe aussehen? Wäre sie nicht friedlicher? Ist es nicht so, dass je mehr Waffen es gibt, desto mehr Gewalt? Und je mehr eine Nation an Waffen besitzt, desto mehr wird sie als Bedrohung empfunden, weshalb die anderen Nationen aufrüsten, um sich vor dieser Nation zu schützen und ein Gefühl der Sicherheit zu suggerieren. Dabei handelt es sich doch nur um einen scheinbaren Frieden und nicht um einen wirklichen Frieden, da der jeweils andere immer als eine Bedrohung empfunden wird. Ein abrüstendes Miteinander würde hierbei vielmehr den Frieden sichern.

Die Firma Stark Industries braucht den Krieg, um ihr Geschäft am Laufen zu halten, zumindest mit dem anfänglichen Schwerpunkt auf Waffenproduktion. Die Firma wird als Friedenssicherer dargestellt, ist aber der eigentliche Kriegstreiber. Man könnte das Argument anführen, wenn man selbst keine Waffen produziert, machen es andere. Durchaus würde dies wahrscheinlich geschehen, berechtigt aber nicht die Verantwortung, die auf der Schulter von Stark Industries lastet. Man würde ja auch nicht Stehlen nur weil andere Menschen es machen.

Zu dem Thema Verantwortung äußert sich Toni Stark nach seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft, in dem er betont, dass er und seine Firma ab sofort Verantwortung übernehmen möchte. Zuvor wurde er beinahe von seiner eigens entwickelten Waffe, die seine Firma produziert hatte, getötet. Seine eigene Lieferkette war für ihn ein Kreislauf des Todes geworden.

Vor diesem Ereignis betont er, dass er ohne Krieg arbeitslos sei. Er stellt sein eigenes wirtschaftliches Interesse vor anderen ethischen Standpunkten. Doch ist das überhaupt gerechtfertigt? Sollte ein Mensch seine eigene wirtschaftliche Stellung vor seinen moralischen Prinzipien stellen? An dieser Stelle kann man als Kantianer einwenden, dass es nicht die oberste für alle allgemeingültige Maxime sein soll, wirtschaftliche vor moralische Prioritäten zu setzen. Denn wo würde die Gesellschaft hinkommen, wenn die moralischen Prinzipien hinter wirtschaftlichen Interessen stehen würden? Würde dann nicht, dass was wir als „Menschlichkeit“ bezeichnen, verloren gehen?

Die Erfahrung durch seine eigens hergestellte Waffe beinahe ums Leben zu kommen, veranlasst Toni Stark zu einem Umdenken. Er beschließt die Waffenproduktion von Stark Industries nach seiner Rückkehr einzustellen, da er verantwortungsbewusst handeln möchte. Was heißt das genau? Man möchte meinen, dass an dieser Stelle Toni Stark zum Pazifisten geworden ist, der jegliche Waffengewalt ablehnt. Er möchte an dieser Stelle nicht die Verantwortung übernehmen müssen, dass durch seine Waffen Menschen ums Leben kommen.

Trotzdem entwickelt er einen Anzug von dem er behauptete, er sei keine Waffe. Es zeigt sich jedoch, dass der Anzug durchaus Waffen besitzt. Mit seinem Anzug kämpft er gegen die „bösen“ Terroristen und rettet die Zivilbevölkerung eines Dorfes in Afghanistan. Somit ist der Pazifismus von Toni wieder entkräftet und das Argument eine Waffe zur Sicherung der Zivilbevölkerung tritt wieder ins Spiel. Er wird an dieser Stelle als Held empfunden, jedoch tritt an dieser Stelle wieder die heroische Metaphorik des Kämpfers hervor, wodurch das Töten wieder legitimiert wird. Somit scheint ein Held auch immer ein Mensch zu sein, der für das Erreichen seines Ideals das Sterben anderer Menschen in Kauf nimmt.

Hierbei stellt sich die Frage, ob es eine Unterscheidung zwischen Gut und Böse überhaupt gibt, die häufig als Begründung zum Töten genutzt wird. Die „guten“ Menschen töten im Kampf die „bösen“ Menschen und werden damit zum Helden. Doch gibt es überhaupt eine Unterscheidung zwischen „guten“ und „bösen“ Menschen oder ist es nicht eher eine Sache der Perspektive? Das Beispiel Toni Stark zeigt die Ambivalenz dieser begrifflichen Unterscheidung. Er ist auf der einen Seite Held, auf der anderen Seite Massenmörder. Auch als Iron Man tötet er Menschen, was er mit dem Schutz andere Menschen begründet. Somit hat er sich von seinem grundlegenden moralischen Glaubenssatz von Anfang hin zum Ende des Films gar nicht so weit distanziert, wie es auf den ersten Blick scheint.

Verklärte Helden und mystifizierte Bösewichte gehören zu der Grundstruktur der meisten Superheldenfilme, wobei sich ihre Handlungsweisen sehr ähneln. Der einzig große Unterschied zwischen ihnen liegt in ihrer Zielsetzung, wonach sie mit ihren Handlungen hinstreben: Der Held strebt nach dem Guten für den Großteil der Menschen, während der Böse meist auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist. Wie diese unterschiedlichen Ziele erreicht werden, ist jedoch ähnlich, da bei beiden Seiten das Töten als Mittel zum Zweck verwendet wird.

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Die Philosophie in Marvel

Einleitung

Nach welchen ethischen und moralischen Prinzipien handeln eigentlich Superhelden?

Mit dieser Frage werde ich mich in der folgenden Reihe auseinandersetzen, wobei ich mich hierbei auf die Marvelsuperhelden und ihre Handlungsweisen in den jeweiligen Filmen beziehen werde.

Viel Spaß beim Lesen!