Die Königin der Schwerter (9. Teil)

Quelle: A.E. Waite Tarot

Lizzy war froh, als sie wieder Zuhause war. Ihr war relativ schnell klar, dass bei ihr der Funke nicht übergesprungen war.

Manche Feuer werden gelöscht noch bevor sie richtig aufflammen. Dieses war genau ein solches Feuer. Das Feuer, welches nie brennen würde. Es fehlte der Funke, der in ihr dieses Feuer entfachen könnte.

Sie hatte absolut nichts an ihm auszusetzen. Er war attraktiv, gesprächig, zuvorkommend.

Aber ihre Gefühle haben ihren eigenen Willen. Und so kam es, dass sie sich nach nur einer Stunde schon verabschiedete. Sie sei müde. Was nicht mal eine Lüge war. Sie hatte zuvor einen langen Arbeitstag gehabt.

Als sie alleine Zuhause war, es war bereits zwei Uhr nachts, nahm sie sich einen Wein als Schlummertrunk in die Hand und setzte sich an ihren Küchentisch. Sie dachte über ihre letzte Beziehung nach. Etwas in ihr sehnte sich nach dieser Nähe und Zuneigung. Es erinnerte sie an etwas. Sie ging zu ihrem Wohnzimmerschrank und kramte eine kleine Box hervor. Es war ihre Briefbox. Hauptsächlich befanden sich dort alte Grußkarten von Freundinnen aus ihren jeweiligen Urlaubsorten. Eine Zeit, in dem der Nachrichtenverkehr noch größtenteils analog stattfand.

Zwischen den Karten fand sie den Brief wieder, der ihr eingefallen war. Er war von ihrem damaligen Freund, nachdem sie ein Jahr zusammen gewesen waren. Sie las ihn sich Jahre später noch einmal durch. Sie hatte den Wortlaut bereits vergessen. Kurz war sie wieder das junge, verliebte Mädchen von damals. Die persönlichen Worte berührten heute noch ihr Herz. Für einen Augenblick wünschte sie sich noch einmal die Zeit zurückdrehen zu können. Zu jenem Moment, in dem noch alles zwischen ihnen in Ordnung war. In dem diese Liebeserklärung nicht nur eine bloße Floskel war.

Eine Träne lief über ihre Wange, während sie den Brief wieder verstaute. Ihr fiel der Grund dafür ein, warum sie sich vor heute Abend immer wieder vom Dating verabschiedet hatte; es bringt diesen faden Geschmack von unerfüllter Sehnsucht mit sich.

Obwohl sie alleine nicht minder glücklich war, als in einer Beziehung, trug sie dieses ungestillte Verlangen nach einer zweiten Hälfte in sich. Der Preis des Alleinseins.

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